„Von Mann zu Mann – Erfahrungen aus einer BTS Gruppe“

Ich bin Gabriel, bin 27 Jahre alt und gelernter Maschinenbautechniker. Mit 22 Jahren habe ich an einer Bibelschule in Österreich teilgenommen. Die Bibelschule ging 9 Monate und war für mich eine sehr schöne Zeit und ich habe sie sehr genossen. Als ich dann zurück zu meiner alten Arbeitsstelle gekommen bin, kam schnell der Alltag wieder und ich habe an vielem gezweifelt. Die Schichtarbeit und der manchmal stumpfe Umgang unter Arbeitskollegen hatten mich frustriert. Ich habe gemerkt, dass meine Gesinnung immer schlechter wurde und ich mich immer mehr in mich selbst zurückgezogen habe. Ich wusste, etwas stimmt nicht mit mir und meine Arbeitskollegen haben das natürlich auch mitbekommen. Ich selbst habe mich nicht mehr verstanden und war sehr schnell aggressiv. Das wirkte sich so aus, dass ich mich bei meinen engsten Verwandten im wahrsten Sinne des Wortes “ausgekotzt“ habe.  Immer wieder sagte ich: Warum muss mir das passieren, warum muss ich das durchmachen und warum geht’s mir gerade so schlecht. Ich habe mich aufgeregt, den Grund dafür wusste ich nicht. Ich habe mich in die Nacht geheult, ohne einen Auslöser oder einen Grund zu finden.  Teilweise habe ich auch nicht mehr schlafen können. Ängste, vor Freunden zu versagen hatte ich auch und von Gott und Jesus Christus habe ich nicht viel gespürt. Ich habe mich verlassen gefühlt von Jesus. Ich war auch körperlich kraftlos und habe viel Pausen benötigt.

Ich und auch meine Eltern wussten, dass ich jetzt etwas unternehmen muss. Dass ich therapeutische Hilfe benötige. Meine Eltern hatten schon früher einmal den Kontakt mit der biblisch therapeutischen Seelsorge (BTS). Gemeinsam haben wir entschieden, dass ich dort in die therapeutische Seelsorge gehen möchte. Um einfach das, was passierte und meine Probleme mit Schlaflosigkeit und Angstzuständen zu verarbeiten. Zuerst habe ich Einzelgespräche in Anspruch genommen. Diese dauerten immer 45 Minuten. Dort hatte ich den Raum, Dinge anzusprechen, die ich mit keinen anderen Personen teilen wollte. Jedes Thema, das mich belastete und mir Kraft und Lebensfreude raubte konnte ich ansprechen und mit dem Seelsorger gemeinsam besprechen und bereden. Es ging auch viel um den Umgang mit Schuld und Schuldgefühlen. Um meinen eigenen Selbstwert. Den Unterschied wie mich Gott sieht und wie ich mich sehe. Wir haben gemeinsam Lösungen und Techniken für die Probleme erarbeitet und Themen besprochen die mir auf den Nägeln brannten.

Ich habe mich selbst dadurch nochmal tiefer kennengelernt und mich selbst wieder angenommen. Was für mich auch ganz arg wichtig war, dass ich Möglichkeiten erlernt habe wie ich mit Situationen umgehe, die sehr fremd für mich sind. Oder die mir Angst und Panik machen, oder vor vielen Menschen zu sprechen. Ich habe neue Ansichten zu Themen bekommen. Als Beispiel den Umgang mit meiner Sexualität. Ich dachte lange, dass mein Umgang mit meiner Sexualität eine Sünde ist und dass Jesus das gar nicht gefällt. Mittlerweile denke ich anders darüber. Denn der Teufel möchte uns am Boden sehen, Jesus möchte uns ermutigen. Das war ein wichtiges Thema für mich. Nach ca. einem halben Jahr hat mich der Seelsorger eingeladen, in seine Seelsorgegruppe zu gehen. Zuerst zögerte ich. Dann habe ich mich aber dennoch entschieden wenigstens einmal hinzugehen. Das Resultat davon war, dass ich ein Jahr lang die Gruppe besucht habe. In der Gruppe kann jeder Teilnehmer seine Anliegen einbringen und sie werden zuerst einmal gehört und verstanden. Sie werden nicht gewertet sondern man versucht gemeinsam in der Gruppe eine bestmögliche Lösung für die mitgebrachten Probleme zu finden. Jeder hatte seine persönlichen Herausforderungen, mit denen er zu kämpfen hatte. In der Gruppe war der Raum da, dass man diese Probleme nennen konnte ohne dumm dazustehen, wie es in manchen Kreisen ja der Fall ist. Der Gruppenleiter ist in der Gruppe als Moderator tätig und bringt seine langjährige Erfahrung als therapeutischer Seelsorger und seinen Glauben an Jesus Christus mit in die Gruppe ein, was für jeden ein Mehrwert ist. Die Gruppe bietet auch Raum um Dinge auszuprobieren, in denen man sich noch nicht sicher ist. Oder wenn man selbst nicht weiß, ob die Idee gut ist oder schlecht. Die Gruppe hat mir Mut gemacht, wenn ich Ideen hatte die ich gerne umsetzen möchte, diese auch anzugehen und praktisch werden zu lassen.  Ich selbst hatte die Idee auf einer Hochzeit von einem guten Freund ein Beitrag zu gestalten. Ich dachte daran einen Song zu dichten und diesen dann vor der Hochzeitsgemeinde in Form eines Rapps zu performen. Da ich das aber noch nie gemacht habe, habe ich den Song einfach in der Gruppe einmal vorgetragen. Die Gruppe hat sich den Song angehört und mir gesagt, dass der Song sehr gut war und dass man ihn bei einer Hochzeitsgesellschaft gut vortragen kann. Sie haben mich ermutigt, meine Idee Wirklichkeit werden zu lassen und dass ich ihn auf der Hochzeit von meinem Freund auf jeden Fall vortragen soll. Was ich dann auch gemacht habe. Mit Aufregung habe ich angefangen, dort den Rapp zu performen. Doch ab dem zweiten Vers habe ich dann sogar richtig Spaß gehabt.

Die Zeit in der Gruppe hat mir wieder die Freude am Leben gegeben. Ich bin nicht mehr unzufrieden mit mir selbst und fühle mich nicht mehr minderwertig. Sondern ich weiß, dass ich ein Mann bin der was kann. Der Wertvoll ist in den Augen Gottes.

Mit 24 ich habe die Gruppe verlassen mit zwei Zielen im Kopf. Zum einen hatte ich den Wunsch, mein Leben selbständig zu gestalten ohne die Gesprächsgruppe zu benötigen. Zum anderen wollte ich ein Studium zum Maschinenbautechniker absolvieren. Diesen Abschluss habe ich erfolgreich geschafft. Ich bin der Meinung, dass die Gesprächsgruppe ein wichtiger Teil dafür war, dass ich diese Ausbildung  geschafft habe.

Noch heute wende ich Techniken an, die ich in der Gruppe gelernt habe. Als Beispiel, dass ich manche Probleme als nicht so groß einstufe, ihr die Bedeutung nehme und somit die Panik nachlässt, die im Kopf ansteigt.